07.12.2023
Brotfabrik Frankfurt-Hausen

F.I.M. trifft VAMH/Hamburg

Im Sinne der Vernetzung lädt das F.I.M. jährlich eine nationale/internationale Initiative improvisierter Musik zum musikalischen Austausch ein. In diesem Jahr lädt das F.I.M. die Hamburger Szene mit dem - Verband für Aktuelle Musik Hamburg/VAMH - ein.

Am Abend werden je 4 Musiker*innen des VAHM und des F.I.M. in fünf Formationen improvisieren und interagieren. Für das F.I.M. spielt u.a. der Schlagzeuger Mani Neumeier, der als Protagonist der Krautrockband Guru Guru bekannt ist, jedoch zu Beginn seiner musikalischen Karriere im Free Jazz verhaftet war (Projekte u.a. mit Irene Schweizer, Alfred 23 Harth u.a.).

Vom VAMH kommen:

  • Birgit Ulher - Trompete, Radio, Lautsprecher, Objekte
  • Felix Mayer - Posaune
  • Gunnar Lettow - E-Bass, Objects, electronics
  • Heiner Metzger - Bassklarinette, Klarinette

Und vom F.I.M.:

  • Eric Plandé - Saxophon
  • Christoph Aupperle - Vibraphon
  • Jürgen Werner - Flöte, Bansuri
  • Mani Neumeier - Schlagzeug

Die Musikerinnen und Musiker:

Birgit Ulher studierte Malerei und Freie Kunst, die noch immer einen grossen Einfluss auf ihre Musik hat. Seit 1982 lebt sie als freischaffende Musikerin, Klangkünstlerin und Komponistin in Hamburg.
Mit Trompete, Radio, Lautsprechern und anderen Objekten hat sie ihre eigenen Spieltechniken und Präparationen entwickelt. Abgesehen von dieser Materialforschung gilt ihr besonderes Interesse dem Verhältnis von Stille und Klang.
Ihre Arbeit umfasst akustische und elektroakustische Projekte, Solo-Performances, Klanginstallationen, Videos, Konzerte mit langjährigen Besetzungen und Ad-hoc-Formationen sowie Projekte mit bildenden Künstlern und Komponisten.
Seit 2006 arbeitet sie mit Lautsprechern, gespeist mit Radioklängen, die sie als Trompetendämpfer verwendet. Die Trompete wird hier gleichzeitig zu Sender und Empfänger. Ihre Soloarbeit umfasst sowohl Stücke mit Zuspielung - Traces und splitting 21, eine Zusammenarbeit mit Michael Maierhof - als auch Stücke für Klanginstallationen – z.B. Reveille für die Klang- und Lichtinstallation 'Wake Up' von Allora & Calzadilla.

Birgit Ulher
Birgit Ulher

Gunnar Lettow erweitert den Klang des E-Basses durch unterschiedliche Präparationen wie z.B. Spieße, Klammern und Pinsel sowie den Einsatz von Effektgeräten. Aktuelles Projekte sind die Duo und Korhan Erel (Laptop, Istanbul), sowie mit Robert Klammer (electronics, Hamburg). Er spielt regelmässig in ad-hoc-Besetzungen und organisiert seit 2010 die Konzertreihe Frequenzgänge für improvisierte und experimentelle Musik in Hamburg.

Gunnar Lettow
Gunnar Lettow (Foto Robin Hinsch)

Felix Mayer *1990 ist als Posaunist, Komponist und Klangkünstler aktiv im Bereich der experimentellen Musik. In Bands, Kollektiven und ad-hoc Gruppierungen lotet er Grenzen improvisatorischer und instrumentaler Praxis aus. Als Komponist beschäftigt er sich mit alternativen Notationsmöglichkeiten wie Text- und Game Pieces, Video-Partituren und Improvisationskonzepten. Darüber hinaus arbeitet er in multidisziplinären Kontexten mit Literatur, Film, Tanz, Theater und Performance und organisiert die Konzertreihe “sonopol”. In installativen, ortsspezifischen Arbeiten beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten des Gelingens von Kommunikation, Verbindung und Beziehung über (immer) verfremdende Hilfsmittel. Ausgehend von pandemiebedingten Verschiebungen und Verfremdungen sowie den Erfahrungen von Isolation, Vereinzelung und des Auseinandersetzens mit dem Verhältnis von Nähe und Distanz, erforscht er unter anderem die Möglichkeiten, die sich durch Bearbeitung, Verfremdung und Gestaltung von Klangmaterial mit Dosentelefonen ergeben.

Felix Mayer
Felix Mayer

Heiner Metzger (*1954) arbeitet seit den achtziger Jahren mit Improvisation und experimenteller Musik, Komposition und Performance. Instrumente: Soundtable, Saxophon, Klarinetten, Synthesizer und Klavier. In Ensembles und ad - hoc Gruppierungen. In den 80ern Mitbegründer der Gruppen vis, tyrrn, Timeta und Performances mit Tänzern, bildenden Künstlern und dem Weltmusik Ensemble. Bis 2006 Musiker und Komponist im TonArt Ensemble, dort erforschte er die grafische Notation für ein größeres Ensemble.


2005 entwickelte er den soundtable, ein Instrument / Tisch, mit und auf dem Klänge von Objekten und dem Tisch verstärkt werden. Ab 2007 Konzerte mit dem Stark Bewölkt Quartett, mit Gregory Büttner, Michael Maierhof, Birgit Ulher. 2019 Gründung des Ensemble EMN, mit Kristin Kuldkepp, Christoph Funabashi, Felix Mayer - das sich auf die Aufführung von grafischen Partituren, Spiel- oder Textstücken und offene Kompositionen konzentriert. Zusammenarbeit mit Musikerinnen der internationalen experimentellen- und Improvisationszene. Er organisiert Konzertreihen: den h7-club für aktuelle Musik, das Festival "blurred edges" mit und im Verband für aktuelle Musik Hamburg e.V. (VAMH) und produziert die monatliche Radiosendung für aktuelle Musik / klingding beim lokalen Radiosender FSK. Mit Judith Haman: Videos, Installationen, Performances und Organisation der Künstlerräume Blinzelbar / Frappant.

Heiner Metzger
Heiner Metzger (Foto Judith Hamann)

Eric Plandé ...ein Saxophonist, wie man Ihn selten trifft. Er hat ein geradezu explosiven Spieldrang mit einer enormer Virtuosität und kreativem Furor... (Ulrich Olshausen F.A.Z.)
Er ist Saxophonist und in Frankreich in Marseille geboren. Er spielt Tenor-, Sopransaxophon und Querflöte. Seine Laufbahn als Saxophonist hat im Südwesten Frankreichs begonnen und sich dann in Paris und Frankfurt am Main Er spielt in Frankreich und Deutschland mit Musikern wie Joachim Kühn, Barre Phillips, John Betsch, Jean-Paul Celea, Bob Degen Jürgen Wuchner, Heinz Sauer, Janus Stefansky, Uwe Oberg und vielen anderen, sowie in Kunstprojekten von Malern z.b Barbara Heinisch und Ahmad Rafi, den Schauspielerinnen Fanny Ardant und Maruschka Detmers, die Tänzerin Sara Orselli.fortgesetzt.

Eric Plandé
Eric Plandé (Foto: S. Sadak)

Christoph Aupperle: In Böblingen aufgewachsen kam er über die Stationen Paris (Jazzstudium, dabei Sonderpreis der Stadt Paris für Vibraphon), Brasilien (aus Liebe zum Latin Jazz) und weiterführende Studien in New York (Vibraphon bei David Samuels, Klavier bei John Lewis, Arrangement bei Gil Evans, Gigs mit Chris Woods und Gil Evans), zurück nach Stuttgart.
Heute lebt er in Frankfurt und arbeitet als Vibraphonist und Pianist in und von der Mainmetropole aus mit zahlreichen Latin- und Jazzformationen.
Christoph Aupperle über sich: „Es geht nichts über eine gute Band, mit der man kammermusikalische Dichte hinkriegt, in der es aber auch
mächtig abgehen kann. Jazz ist Freiheit mit Regeln, die Orientierung geben und hat etwas von 'Kindheit retten’. Sich immer wieder ausprobieren, Ideen aufgreifen und weiterdrehen ist extrem inspirierend, es ist die Wahl ohne Qual.“

Christoph Aupperle
Christoph Aupperle

Jürgen Werner: Nach klassischer Ausbildung an der Querflöte, Erlernen verschiedenster Saxophone, der Beschäftigung mit traditionellen Spielweisen (Jazzstandards, Bossa Nova), wurde die freie Improvisation ein Schwerpunkt seines musikalischen Interesses. Als Mitglied des F.I.M. in den 90er Jahren, spielte er auch nach dessen Auflösung frei improvisierte Musik in verschiedenen Besetzungen (u.a. Katharsis Ensemble).
Reisen nach Cuba und Indien brachten weltmusikalische Einflüsse und Erweiterungen des Instrumentariums (ind. Bansuri, Kalimba).
Seine musikalische Auffassung ist, abseits von Dogmatismus, Purismus und stilistischen Konventionen, Einflüsse verschiedenster Spielweisen - von Neuer Musik, Weltmusik bis zum Free Jazz - in die freie Improvisation einfließen zu lassen.

Jürgen Werner
Jürgen Werner (Foto Jochen Leisinger

Mani Neumeier ist ein Urgestein des Krautrock. Einst renommierter Jazz-Schlagzeuger beim berühmten 'Iréne-Schweizer-Trio', ließ er sich 1968 von der aus den USA nach Deutschland schwappenden Welle des psychedelischen Rock inspirieren und gründete die wegweisende Band 'Guru Guru' mit ungezählten Konzerten auf der ganzen Welt und mit rund 30 Alben hat er Musikgeschichte geschrieben.
Obschon Legende, zeichnet ihn keine Spur von Arroganz aus, im Gegenteil bei seinem Solo-Konzert überzeugte er nicht nur mit einer unglaublichen Energie, sondern auch durch einen altersweisen Charme, der dem eines europäischen Schamanen gleicht, der nach einer Odyssee durch die harmonischen oder chaotischen Sphären der Töne in sichere Gewässer gefunden hat. Höchst präziser Tiefgang, bei dem sich Wildheit und Anmut, Entspannung und rasende Jagd durch die Schmutzwolke der Hörgewohnheiten abwechselten, bewiesen, dass er einer der besten, wenn nicht der beste Drummer und Perkussionist unseres Landes ist.
Nicht Showgehabe, sondern ein ernsthaftes und zugleich kindliches Darstellen der vielen Klangwelten, die er in sechs Jahrzehnten erforscht hat, machten deutlich, dass seine Performance mehr war als ein außergewöhnliches musikalisches Ereignis. (hh)
© 2006 Frankfurter Rundschau


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